Was ist die beste Selbstverteidigung?

0 Comments

Street Fight Basics Selbstverteidigung München Martial Arts Center

Die beste Selbstverteidigung - gibt es so etwas überhaupt?

"Die beste Selbstverteidigung ist unsichtbar zu sein und die Zweitbeste ist Ving Tsun."
So die Aussage von Wong Shun Leung, dem besten und kampferfahrensten Ving Tsun Schüler von Ip Man.

Diese Aussage teile ich mit Meister Wong, auch und vor Allem aus eigener Erfahrung, vollkommen. Zum besseren Verständnis, hier meine Erklärung des „unsichtbar seins“.

Der Begriff „Selbstverteidigung“ und vor allem, wenn es um realistischen, praktischen und anwendbaren Selbstschutz und Schutz der Familie geht, zählen nicht nur erprobte Kampftechniken und die physische Kampferfahrung. Meiner Meinung nach zählen vor allem ein gutes Situationsbewusstsein und ein 100%-iges Selbstbewusstsein eine sehr große Rolle.
Unsichtbar zu sein, bedeutet eine Situation, eine potenzielle Gefahr, rechtzeitig zu erkennen und diese zu vermeiden; also erst gar nicht hineingeraten. Bin ich mir bestimmten Situationen bewusst und kann ich Gefahren rechtzeitig erkennen, kann ich sie auch vermeiden; meistens zumindest. Somit bleibe ich für die möglichen Angreifer eben „unsichtbar“, da ich mich gar nicht erst in eine, möglicherweise gefährliche Situation, begeben habe.

Du stimmst mir als Leser dieses Artikels entweder zu, oder hast Einwände, die meist mit „ja, aber“, oder „was ist, wenn…“ beginnen. Meine klare Antwort: „Es kommt immer darauf an!“

Solche Einwände, „ja aber und was ist, wenn…“, kommen hauptsächlich von unerfahrenen Menschen, oder Menschen mit schlechter Erfahrung und meist ohne echtes Selbstbewusstsein.

Das heißt aber nicht, dass man sich nur auf das „unsichtbar sein“ fokussieren soll, denn wenn man doch in eine gefährliche Situation geraten sollte, ist Deeskalation eine weitere Möglichkeit. Funktioniert das Deeskalieren nicht, oder fehlt die Gelegenheit dazu, muss man sich letztendlich, auch physisch wehren können.

Die beste Selbstverteidigungsstrategie ist eine Kombination aus Situationsbewusstsein, Menschenkenntnis, guter Rhetorik, sowie verschiedenen Kampf- Techniken und Taktiken.
Lernen, Trainieren und beherrschen dieser Fähigkeiten kann Dein Leben und das Deiner Familie retten. Letztendlich gibt es keine Garantie, nicht von Außerhalb und auch nicht durch Deine Fähigkeiten. Aber durch das Training, steigerst Du enorm Deine Überlebenschancen.
Du wirst selbstbewusster, sicherer, bekommst eine positive Ausstrahlung und wirst kaum, bis nie als Opfer angesehen und falls doch, wird sich zeigen, wie gut und regelmäßig Du Dein Selbstverteidigungstraining praktizierst.

Welche Kampfkunst ist nun wirksam in der Selbstverteidigung?

Körperliche Techniken aus verschiedenen Kampfsportarten wie z.B. Boxen können im Falle einer körperlichen Konfrontation eine wirksame Selbstverteidigung sein.

Krav Maga zum Beispiel ist eine israelische Selbstverteidigungsmethode, die einfache und wirksame Techniken umfasst. Das sportliche Thaiboxen und traditionelle Muay Thai sind ebenfalls effektiv, da sie sich auf Schlag- und Tritttechniken konzentrieren und in Selbstverteidigungssituationen nützlich sind.

Das brasilianische Jiu-Jitsu hingegen konzentriert sich auf Grappling- und Bodenkampftechniken und ist in Nahkampfsituationen sehr nützlich; wobei man allerdings einen langen Bodenkampf, oder Festhalten am Bodem vermeiden sollte, da man so für weitere Angreifer, ein leichtes Ziel ist.

Ich habe hier nur ein paar der aktuell bekanntesten Kampfarten genannt, die heute von vielen Interessierten, Laien und Amateuren, als gute Methoden zur Selbstverteidigung gesehen werden.
Dabei vergessen (oder wissen es überhaupt nicht) die meisten Menschen, dass ursprünglich alle Kampfkünste, ob nun ziviler- oder militärischer Art, für den echten Kampf um Leben und Tod, entwickelt worden sind. Also um sich, seine Familie, Freunde, Besitz und Land zu schützen.
Erst durch die „Versportlichung“ wurden effektive Kampfkünste zur Selbstverteidigung, uneffektiv, bzw. weniger geeignet für realistische Selbstverteidigung.

Selbstverständlich können Kampf-Sportler einem „Otto-Normalverbraucher“ überlegen sein, aber schon bei einem „Otto-Normalschläger“, schätze ich die Chancen auf 50/50 und um einiges weniger gegen einen Profi-Schläger.

In den meisten Kampf-Sport-Schulen werden eben „Wettkampftechniken“, die faire sportliche Regeln beinhalten, trainiert und die Selbstverteidigungstechniken entsprechen selten bis nie realen Szenarien. Vollkontakt-Kampfsportler, haben meist gute „Nehmer-Qualitäten“, was von Vorteil ist. Trotzdem sind die meisten Kampfsportler in einer echten Gefahrensituation, völlig überfordert, agieren und reagieren unzureichend oder völlig falsch.
Zum nicht unwesentlichen Teil, hängt die beste Kampfsportart zur Selbstverteidigung, von der praktischen Erfahrung des Lehrers (Straßenkampf, spezielle militärische Ausbildung, Kriegseinsatz, sonstige Schlägereien, o.ä.), und von den persönlichen Vorlieben und den eigenen körperlichen Fähigkeiten des Trainierenden ab. Dabei spielt der Name der Kampfkunst (Karate, Jiu Jitsu, Kung Fu, Ving Tsun, …) oder eines militärischen Nahkampfsystems (Krav Maga, Systema, mil. Close Range Combat, …) keine Rolle.

Für mich ist Kampfkunst gleich Selbstverteidigung, Kampfkunst wie sie früher unterrichtet wurde.

Leider ist aber, ähnlich wie bei den Kampfsportschulen, auch hier der ursprüngliche Sinn verloren gegangen. Viele verstehen das Wort Kunst - in Kampfkunst -, als etwas „künstlerisches“, zwar schön anzusehen, aber nicht anwendbar in der Praxis. Das ist traurig, denn Kunst kommt von Können, den Kampf beherrschen, und zwar in einem so hohen Maße, dass es wie ein Kinderspiel, leicht und anmutig, für Außenstehende aussehen muss.

Wie schon zuvor erwähnt, können nicht-physische Techniken wie Vermeidung und Deeskalation in Selbstverteidigungssituationen wirksam sein. Wer echte Selbstverteidigung lehrt, oder erlernen will, muss Wert darauflegen, gefährliche Situationen frühzeitig zu erkennen und Deeskalationstechniken anzuwenden. So kann das vollständige Vermeiden gefährlicher Situationen eine wirksame Selbstverteidigungsstrategie sein. Sich der eigenen Umgebung bewusst zu sein und potenziell gefährliche Situationen zu vermeiden, kann die Notwendigkeit körperlicher Selbstverteidigungstechniken verhindern. Darüber hinaus können Deeskalationstechniken dazu beitragen, eine Eskalation körperlicher Auseinandersetzungen zu verhindern, was die Verletzungsgefahr verringern kann.

Und wie sieht es mit legalen Waffen oder Alltagsgegenständen zur Selbstverteidigung aus?

Der Einsatz von Selbstverteidigungsmitteln wie Pfefferspray, laute Pfeifen oder elektronischen Personenalarmen kann in Selbstverteidigungssituationen wirksam sein. Pfefferspray ist eine starke Selbstverteidigungswaffe, die einen Angreifer außer Gefecht setzen kann, sodass das Opfer fliehen oder Hilfe suchen kann. Hierbei muss man wissen, dass die Wirkung des Pfeffersprays nicht sofort einsetzt.

Laute Geräusche wie, Pfeifen und elektronische Alarme können Angreifer abschrecken und andere auf die Situation des Opfers aufmerksam machen.

Alltagsgegenstände wie Regenschirme, Kugelschreiber, Schlüssel und Schlüsselbund, Taschen, Handys und so weiter, können ebenfalls wirksame Hilfsmittel sein, um sich zu schützen sein.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass egal welche Werkzeuge und Hilfsmittel benutzt werden, immer einer Übung (Training) bedürfen und verantwortungsvoll und im Einklang mit den örtlichen Gesetzen und Vorschriften verwendet werden sollten.

Letztendlich ist die beste Selbstverteidigungsstrategie eine, die eine Kombination aus physischen Techniken, nicht-physischen Techniken und Selbstverteidigungsinstrumenten beinhaltet, die auf die persönlichen Bedürfnisse und Fähigkeiten eines Einzelnen zugeschnitten sind.

Dusan Drazic
Nahkampfausbilder seit 1981


Subscribe to get the latest updates and offers.