Kampfkunst und skeptische Eltern – ein Interview
Interviewlänge ca 9 Minuten
Kampfkunstlehrer: Guten Tag, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, heute mit mir zu sprechen. Ich verstehe, dass Sie Bedenken bezüglich des Kampfkunsttrainings für Ihr Kind haben. Vielleicht können wir gemeinsam ein wenig darüber sprechen?
Skeptischer Elternteil: Ja, also… ich bin ehrlich gesagt sehr skeptisch. Ich sehe diese ganzen Kampfsportarten und es scheint mir einfach nur brutal zu sein. Das ist doch alles nur Kicken und Schlagen. Warum sollte ich mein Kind sowas lernen lassen?
Kampfkunstlehrer: Das kann ich verstehen. Es ist eine häufige Vorstellung, dass Kampfkunst nur aus Kicken und Schlagen besteht, und ich gebe zu, dass es von außen betrachtet oft so aussieht. Doch ich möchte Ihnen heute einen tieferen Einblick geben, worum es wirklich geht. Für uns in der Kampfkunst geht es in erster Linie nicht um das Kämpfen, sondern um die Förderung von Selbstbewusstsein, mentaler Stärke, Aufmerksamkeit, Disziplin und natürlich Selbstverteidigungsfähigkeiten.
Skeptischer Elternteil: Selbstbewusstsein und mentale Stärke… Hören Sie, das könnte mein Kind auch anders lernen. Warum sollte es dazu Gewalt brauchen? Mir erscheint das eher als ein Weg, mein Kind aggressiv zu machen.
Kampfkunstlehrer: Ein sehr wichtiger Punkt. Das ist eine Sorge, die viele Eltern teilen, aber das Ziel unserer Kampfkunst ist keineswegs, Aggressivität zu fördern. Tatsächlich ist es genau das Gegenteil. Wir lehren die Kinder, wie sie ihre Energie kontrollieren können und wie sie mit Konfliktsituationen gewaltfrei umgehen. Die meisten Kinder, die zu uns kommen, sind am Anfang oft unsicher oder gar ängstlich. Durch das Training lernen sie, wie sie ihre Stärken entdecken können, aber auch, wie sie ihre Impulse kontrollieren.
Skeptischer Elternteil: Aber warum sollte man dann überhaupt kämpfen üben, wenn der Fokus darauf liegt, Konflikte zu vermeiden? Das passt doch nicht zusammen.
Kampfkunstlehrer: Das ist eine sehr gute Frage. Der Aspekt des Kämpfens ist eigentlich nur ein Mittel, um höhere Ziele zu erreichen. Ein Beispiel: Wenn ein Kind lernt, in einer simulierten Situation, in der es auf einen Gegner trifft, ruhig zu bleiben, dann übersetzt sich das auf viele andere Lebensbereiche. Stellen Sie sich vor, Ihr Kind wird in der Schule gehänselt oder steht vor einer schwierigen Prüfung. Das Training hilft ihm, in solchen stressigen Momenten nicht den Kopf zu verlieren, sondern ruhig und selbstbewusst zu bleiben.
Skeptischer Elternteil: Ich verstehe das irgendwie, aber es ist schwer zu glauben, dass das wirklich funktioniert. Ich meine, ich habe viele Kinder gesehen, die aggressiv wurden, wenn sie zu solchen Kursen gingen.
Kampfkunstlehrer: Ich verstehe Ihre Besorgnis vollkommen. Aber vielleicht ist es hilfreich zu wissen, dass der Weg der Kampfkunst immer stark von der Philosophie des Trainers abhängt. Bei uns im Zentrum legen wir großen Wert auf Werte wie Respekt, Selbstdisziplin und Kontrolle. Wenn wir Techniken unterrichten, begleiten wir sie immer mit Lektionen über Verantwortung und den richtigen Umgang mit diesen Fähigkeiten. Wir vermitteln den Kindern, dass sie ihre Fähigkeiten nur im absoluten Notfall einsetzen sollen – und dass der wahre Sieg darin besteht, eine Konfrontation zu vermeiden.
Skeptischer Elternteil: Hmmm, und wie sieht es mit Disziplin aus? Ich habe gehört, dass einige Schulen sehr streng sind. Wird da nicht zu viel Druck auf die Kinder ausgeübt?
Kampfkunstlehrer: Ein berechtigter Punkt. Disziplin ist in der Tat ein wichtiger Teil der Kampfkunst, aber es geht nicht um autoritären Druck, sondern darum, den Kindern Struktur und Routine zu geben. In unserer Schule ist Disziplin eher als Selbstdisziplin zu verstehen. Wir möchten, dass die Kinder lernen, sich selbst zu motivieren, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen und sich Ziele zu setzen. Es gibt Regeln, aber diese sollen den Kindern helfen, einen Rahmen zu finden, in dem sie wachsen können.
Skeptischer Elternteil: Das klingt ein bisschen anders als das, was ich erwartet habe. Aber was ist, wenn mein Kind doch mal in eine echte Kampfsituation kommt? Werden sie dann nicht automatisch dazu verleitet, das Gelernte einzusetzen, auch wenn es nicht notwendig ist?
Kampfkunstlehrer: Eine sehr wichtige Frage. Ein Grundprinzip, das wir von Anfang an lehren, lautet: „Die beste Selbstverteidigung ist es, den Konflikt zu vermeiden.“ Das bedeutet, dass wir den Kindern beibringen, Gefahren zu erkennen, Selbstbewusstsein auszustrahlen und Situationen so gut es geht aus dem Weg zu gehen, die eskalieren könnten. Der Gedanke, den wir vermitteln, ist: Wir trainieren, um uns zu verteidigen, aber wir setzen es nur im Notfall ein, wenn es keine andere Möglichkeit gibt. Wenn Kinder diese Fähigkeiten und das Wissen über Konfliktbewältigung besitzen, fühlen sie sich oft so selbstsicher, dass sie gar nicht das Bedürfnis haben, in einer Situation zu kämpfen.
Skeptischer Elternteil: Das klingt fast zu gut, um wahr zu sein. Aber wie genau können Sie sicherstellen, dass die Kinder diese Philosophie verstehen und nicht einfach losprügeln, wenn sie sich bedroht fühlen?
Kampfkunstlehrer: Es ist ein ständiger Prozess des Lernens und Üben. Jede Trainingseinheit beginnt und endet mit Reflexion – wir sprechen darüber, wie wir die Techniken verantwortungsvoll einsetzen. Zudem legen wir großen Wert auf Rollenspiele und szenische Übungen, bei denen die Kinder lernen, wie sie in bestimmten Situationen reagieren sollen. Dabei geht es oft nicht nur darum, wie man kämpft, sondern wie man durch Worte oder Körpersprache deeskaliert. Unsere Philosophie lautet: Die Fähigkeit zu kämpfen gibt uns die Möglichkeit, es nicht tun zu müssen.
Skeptischer Elternteil: Das klingt fast so, als wäre Kampfkunst mehr eine Lebensschule als eine Schule für Schlagen und Treten.
Kampfkunstlehrer: Genau das trifft es sehr gut. Kampfkunst ist eine Lebensschule. Wir wollen den Kindern nicht nur Techniken vermitteln, sondern ihnen auch Werte und Prinzipien fürs Leben mitgeben. Dazu gehört, wie sie mit ihren Emotionen umgehen, wie sie an sich selbst glauben können, auch wenn sie Rückschläge erleben, und wie sie Respekt vor sich selbst und anderen entwickeln. Das Training soll ihnen helfen, sich selbst besser kennenzulernen und sich im Alltag besser zurechtzufinden.
Skeptischer Elternteil: Und was ist, wenn mein Kind kein Interesse mehr daran hat oder sich verletzt? Das ist auch eine große Sorge von mir.
Kampfkunstlehrer: Natürlich kann es passieren, dass ein Kind nach einer Weile das Interesse verliert. In solchen Fällen sprechen wir mit den Eltern und dem Kind, um zu verstehen, warum das so ist. Manchmal liegt es daran, dass das Training zu schwer oder zu leicht geworden ist, und wir können Anpassungen vornehmen. Verletzungen sind in jeder Sportart ein Risiko, aber durch die richtige Anleitung und unsere Sicherheitsvorkehrungen halten wir das Risiko so gering wie möglich. Es ist uns sehr wichtig, dass die Kinder lernen, auf ihren Körper zu achten und Grenzen zu respektieren.
Skeptischer Elternteil: Das klingt alles gut, aber irgendwie fühle ich mich immer noch unwohl bei dem Gedanken. Ich will nicht, dass mein Kind denkt, Gewalt ist eine Lösung.
Kampfkunstlehrer: Das verstehe ich voll und ganz. Gewalt ist niemals die Lösung, und das ist etwas, das wir immer wieder betonen. Das Training in der Kampfkunst gibt den Kindern das Selbstbewusstsein, ruhig zu bleiben und Konflikte friedlich zu lösen. Ich sage oft zu den Eltern: Kinder, die wissen, wie sie sich verteidigen könnten, sind oft die letzten, die jemals in eine physische Auseinandersetzung geraten. Sie haben die Fähigkeit und das Selbstvertrauen, ohne Kämpfen durch das Leben zu gehen. Wenn Sie möchten, lade ich Sie herzlich ein, an einer unserer Unterrichtsstunden teilzunehmen, damit Sie sehen können, wie wir arbeiten. Es wäre mir eine Freude, Ihnen den wirklichen Kern der Kampfkunst zu zeigen.
Skeptischer Elternteil: Das klingt fair. Vielleicht sollte ich mir das wirklich mal ansehen. Ich möchte einfach sicherstellen, dass mein Kind etwas lernt, das ihm wirklich im Leben hilft und nicht nur dazu führt, Probleme zu machen.
Kampfkunstlehrer: Das verstehe ich vollkommen, und ich finde es großartig, dass Sie so besorgt um das Wohl Ihres Kindes sind. Mein Ziel ist es, dass jedes Kind, das unser Zentrum verlässt, nicht nur physische Fähigkeiten, sondern auch mentale Stärke, Verantwortungsbewusstsein und Empathie mitnimmt. Es geht nicht um das Kämpfen an sich, sondern darum, ein starkes Fundament für ein erfolgreiches und verantwortungsvolles Leben zu schaffen.
Skeptischer Elternteil: Gut, ich werde mal vorbeikommen. Ich hoffe, dass mein Kind davon profitieren kann, ohne in diese aggressive Schiene zu rutschen.
Kampfkunstlehrer: Ich freue mich darauf. Und ich bin zuversichtlich, dass Sie nach dem Besuch eine bessere Vorstellung davon haben werden, was wir hier machen. Sie werden sehen, dass es mehr um die Entwicklung eines inneren Gleichgewichts geht, als um das Schlagen oder Treten. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, heute mit mir zu sprechen.
Skeptischer Elternteil: Danke Ihnen, dass Sie mir alles erklärt haben. Ich werde mein Kind auf jeden Fall mal zum Probetraining bringen.
Kampfkunstlehrer: Das wäre wunderbar! Ich freue mich schon darauf, Ihr Kind kennenzulernen und ihm zu zeigen, wie viel Spaß und Sinn Kampfkunst machen kann. Bis bald!
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